Der November stand ganz im Zeichen der US-Präsidentschaftswahlen – und die Kapitalmärkte reagierten prompt. Besonders in den USA zeigte der Sieg von Donald Trump deutliche Auswirkungen. Bereits Wochen vor der Wahl waren erste Marktbewegungen zu erkennen, die später als „Trump-Trades“ bezeichnet wurden. Während die Medien in Europa, insbesondere in Deutschland, von einem denkbar knappen Wahlausgang sprachen, endete die Wahl mit einem überraschend deutlichen Sieg für Trump und die Republikaner. Rückblickend lässt sich sagen: Einige spekulationsfreudige Anleger hatten sich offenbar frühzeitig positioniert.

Trump bringt Optimismus in die US-Wirtschaft – zumindest aus Sicht vieler Anleger. Seine Agenda steht für Steuersenkungen, günstige Energie und die Stärkung des heimischen Wirtschaftsstandorts. Kein Wunder, dass dies besonders in Amerika für Begeisterung sorgt.

Wertentwicklung DOW JONES (lila) vs. EURO STOXX 50 (grün) im November 2024

Quelle: Infront

Ein Paradebeispiel dafür ist Tesla: Die Aktie des E-Autoherstellers legte im November um mehr als 40 % zu. Obwohl Trump kein Fan von Mobilitätskonzepten der neuen Generation ist, unterstützt er Themen wie autonomes Fahren – ein Bereich, in dem Tesla führend ist. Hinzu kommt, dass Tesla-CEO Elon Musk mit 200 Millionen US-Dollar einer der größten Unterstützer Trumps war. Auch Technologieunternehmen profitierten vom Wahlausgang, da sie in der zweiten Amtszeit weniger regulatorischen Gegenwind erwarten. Ähnlich optimistisch zeigte sich der Kryptomarkt, denn die neue Regierung gilt als krypto-freundlich.

Doch nicht alle Sektoren konnten von der Trump-Wahl profitieren: Die Ankündigung, den Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. zum neuen US-Gesundheitsminister zu machen, führte zu deutlichen Kursverlusten bei Impfstoffherstellern. Auch erneuerbare Energien verzeichneten Rückschläge, da Trump bekanntermaßen kein Befürworter grüner Technologien ist.

Und Europa?

Während die US-Börsen einen Höhenflug erlebten, musste Europa den „Trump-Schock“ erst einmal verdauen. Die ohnehin angespannte Wirtschaftslage wurde durch die Aussicht auf weitere Zölle belastet – nun nicht nur aus China, sondern auch aus den USA. Die Kluft zwischen den amerikanischen und europäischen Aktienmärkten hat sich damit weiter vertieft. Während in den USA Wachstums- und Ertragspotenziale gefeiert werden, scheint die Bewertung europäischer Märkte weniger im Fokus zu stehen.

Ein weiterer Punkt, der in den USA kaum für Irritation sorgt, ist Trumps Ansatz, Schlüsselpositionen nach dem „Best-Buddy“-Prinzip zu besetzen. Ob das langfristig gut geht? Kurzfristig scheint es Anleger kaum zu kümmern. Dennoch stellt sich die Frage: Warum meiden viele Investoren China und Russland? Wie bei Unternehmen kann auch bei Staaten das Thema „Governance“ – der Ordnungsrahmen – ein entscheidendes Kriterium für Investitionen sein. Eine stabile, berechenbare Politik bleibt ein Schlüsselfaktor für langfristige Investitionsentscheidungen.