Der Januar gestaltete sich in den wesentlichen Marktsegmenten des Kapitalmarkts weitestgehend positiv, wenn auch auf relativ niedrigem Niveau. Zumindest wenn man die letzten Wochen und Monate, insbesondere das Schlussquartale des letzten Jahres als Vergleich heranzieht. Die Zinssenkungsfantasien, welche die so oft ersehnte Jahresendrally letztes Jahr einläuteten, verpufften im Januar allerdings und verlor an Dynamik, da sowohl die europäische als auch amerikanische Zentralbank deutlich gemacht haben, dass mit einer baldigen Zinssenkung noch nicht zu rechnen sei und dass es zu früh sei, diese umzusetzen. Dennoch, oder gerade deswegen, konnten viele der wesentlichen Indizes mit ihren großkapitalisierten Unternehmen ihren positiven Trend fortsetzen.

Der DAX konnte +0,9% zulegen, der EUROSTOXX 50 sogar um +2,8%. Der S&P 500 gewann +1,6%, der NASDAQ-100 +1,9% und der DOW JONES +1,2%. Wenn man jedoch einen Blick in die zweite Reihe der jeweiligen Regionen wirft, fällt auf, dass dort die Investoren verhalten sind und sich angesichts der Refinanzierungsbedingungen, sprich des anhaltend hohen Zinsumfelds noch mit Käufen zurückhalten. So notierte bspw. der MDAX -4,3% niedriger seit Jahresstart, beim MSCI Europe Small Cap waren es -1,9% und beim MSCI USA Small Cap -3,5%.

Somit ist und bleibt das Gebot der Stunde Large Caps, wenngleich aus langfristiger Perspektive die Small und Mid Caps ein größeres Renditepotenzial aufweisen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass in wirtschaftlich aufstrebenden Phasen, die in der jüngeren Vergangenheit aber auch immer mit fallenden Zinsen einhergingen, kleinere Unternehmen eine stärkere Wachstumsdynamik aufweisen konnten als ihre großkapitalisierten Pendants:

Quelle: Infront, eigene Darstellung PROAKTIVA

Ersichtlich ist aber auch, dass neben der stärkeren Zinslast, in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, wie wir sie gerade insbesondere in Europa erleben, kleine Unternehmen anfälliger für negative Entwicklungen sind. Ihr Produkt-/Serviceangebot ist ggf. nicht so breit aufgestellt und/oder der regionale Fußabdruck und damit die Kundenbasis nicht so diversifiziert. Obendrein sind die zunehmend bürokratischen Hürden nur mit unverhältnismäßig großem Mehraufwand zu meistern.
Dennoch erreichte die Outperformance der kleineren Unternehmen zum Ende des Jahres 2021 seinen Höhepunkt, bevor dann die Zinsen deutlich anzogen und damit gepaart auch die Befürchtungen einer wirtschaftlichen Schwächephase einherging.

Neben den oben genannten Gründen scheint es somit aber auch insbesondere die zukünftige Zinslast zu sein, die den Investoren bei den Unternehmen der zweiten Reihe zusätzliche Sorgen bereitet. Ein Blick über den großen Teich hilft dabei. Auch wenn die Kapitalstruktur hierzulande vielleicht nicht ganz übereinstimmt, spielen internationale Investoren eine immer bedeutendere Rolle.
Damit scheint in vielen Fällen die reine Annahme ggf. Grund genug zu sein, um bei kleineren Unternehmen vorsichtiger zu werden. Denn am Beispiel des S&P 500 und des Russell 2000 wird deutlich, dass kleine Unternehmen die Zinsänderungen schneller zu spüren bekommen:

Quelle: Factset (31.12.2022), Sandbox, eigene Darstellung, PROAKTIVA

Fazit: Es gilt für langfristig orientierte Investoren weiter Ruhe zu bewahren und die Augen nach aussichtsreichen Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe offen zu halten. Es ist ratsam, sich nicht von kurzfristigen „Befürchtungen“ leiten zu lassen, sondern den langfristigen Überrenditen weiterhin zu vertrauen und maximal kleinere Anpassungen taktischer Natur vorzunehmen, bevor man den Wiedereinstieg in ein überdurchschnittlich wachsendes Marktsegment verpasst.