Die Aktienmärkte starteten mit einem starken Jahresauftakt – insbesondere in Europa. Denn erstmals seit langer Zeit entwickelten sich europäische Aktien besser als ihre US-amerikanischen Pendants. Der Grund? DeepSeek, ein chinesisches KI-Start-up, das mit der Veröffentlichung seines Modells für Aufsehen sorgte – und für drastische Kursverluste im US-Tech-Sektor.

DeepSeek – ein neuer KI-Herausforderer

DeepSeek soll, ersten Einschätzungen zufolge, mit den führenden KI-Modellen von ChatGPT und Gemini vergleichbar sein – und das bei erheblich geringeren Kosten. Besonders brisant: Das Modell soll ohne die Hochleistungs-Chips von Nvidia auskommen, was die gesamte Branche unter Druck setzt. Doch während sich Investoren über mögliche Disruptionen freuen, bleiben Fragen nach Datensicherheit und Zensur offen.

Quelle: Coding Beauty, Bewertung der Codegenerierungsfähigkeit

Wird KI zur Commodity?

Wird KI zu einer standardisierten Ware, die sich beliebig von verschiedenen Anbietern einkaufen lässt? Wie gravierend sind die Qualitätsunterschiede und der dafür gezahlte Preis – und wo machen sie den entscheidenden Unterschied?

In der reinen Daten-, Sprach- und Textanalyse wohl kaum. In hochkomplexen, spezialisierten Anwendungen wie grafischen Visualisierungen oder maßgeschneiderten Unternehmenslösungen womöglich schon.

Kurzum: KI wird mit dem Auftauchen von DeepSeek wohl deutlich günstiger, wovon insbesondere die Anwender profitieren sollten. Gleichzeitig gerät die bestehende, bislang stark nachgefragte Infrastruktur – von Rechenzentren über Energieversorgung bis hin zur Chip-Produktion – zunehmend unter Druck.

600 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet – ein Vergleich

Die Marktreaktion ließ nicht lange auf sich warten: Nvidia verlor an einem einzigen Tag 17 % – ein Börsenwert von 600 Milliarden Dollar war innerhalb weniger Stunden ausgelöscht.

Zum Vergleich: Die gesamte Marktkapitalisierung des TecDAX, in dem deutsche Technologiegrößen wie SAP, Deutsche Telekom, Infineon und Siemens Healthineers vertreten sind, liegt bei rund 660 Milliarden Dollar. Damit verlor Nvidia fast so viel, wie alle TecDAX-Unternehmen zusammen wert sind – ein Ausmaß, das selbst für den volatilen Technologiesektor außergewöhnlich ist.

Technologie-Aktien unter Druck – Europa im Aufwind

DeepSeek wirbelte insbesondere die großen US-Tech-Werte und deren Zulieferer durcheinander. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Nvidia verlor an einem einzigen Tag -17 %, Oracle (Rechenzentren) büßte -14 % ein, Marvell Technologies fiel um -20 % und Broadcom rutschte -17 % ins Minus.

Kein Wunder also, dass der NASDAQ-100 mit einer Januar-Performance von „nur“ +2,2 % deutlich hinter dem DAX (+9,2 %) und dem EURO STOXX 600 (+6,3 %) zurückblieb. Sicherlich ist das „Jammern auf hohem Niveau“, doch es zeigt einmal mehr, dass an der Börse nichts in Stein gemeißelt ist – und dass eine breite Diversifikation für langfristigen Anlageerfolg unerlässlich bleibt.

Der DAX profitierte von seinen Schwergewichten:

• SAP: +13,6 %
• Siemens: +12,0 %
• Deutsche Telekom: +10,0 %

Fazit: Marktverwerfungen mit offenem Ausgang

DeepSeek hat eine Debatte über die Zukunft der KI-Industrie angestoßen – und gezeigt, wie fragil selbst die größten Unternehmen sein können. Doch noch sind viele Fragen offen: Bleibt Nvidia führend im Chipmarkt? Ist DeepSeek wirklich eine Revolution oder nur eine vorübergehende Marktstörung? Und wie wirkt sich die enge Regulierung in China langfristig auf die Nutzung der Technologie aus?

Eines ist sicher: Die Märkte bleiben in Bewegung – und KI bleibt das dominierende Thema für 2025.