Das Börsenjahr 2023 ist zu Ende und so manch Investor reibt sich vielleicht verdutzt die Augen und blickt auf Renditen, die dem Bauchgefühl womöglich widersprechen – wie so oft an der Börse.

Denn das Kapitalmarktjahr 2023 hielt einige gruselige Nachrichten für Investoren parat:
Kriege in der Ukraine und Palästina, der „Dauerzustand“ einer möglichen Rezession, Unsicherheiten im Bankensektor (Der ein oder andere vermag sich noch daran erinnern, wie sich im Frühjahr die Meldungen rund um Instabilitäten amerikanischer Regionalbanken – Stichwort Silicon Valley Bank (SVB) - häuften und kurz danach auch die schweizer Credit Suisse, zwar aus anderen Gründen als die SVB, aber ebenfalls ins Wanken geriet und nur mit Hilfe einer Notfallübernahme durch die UBS gerettet und somit die Lage stabilisiert werden konnte).
Zahlreiche geopolitischen Spannungen sowie die US-Haushaltskrise mit sich auftürmenden Schuldenbergen und einer abermaligen Vertagung der Schuldenobergrenze hielten uns Ende Juni in Atem.
Nicht zu vergessen ist, dass auch in Deutschland der Haushaltplan angepasst wurde, nachdem 60 Mrd. Euro „verschwunden“ waren. Trotz all dieser Vorkommnisse mogelten sich viele Aktien-Indizes zu neuen Höchstständen und Anleger konnten auf satte Renditen blicken.

So legte der DAX bspw. um +20,3% zu, der MDAX um 8,0%, der EUROSTOXX 50 um +19,2%, die amerikanischen Indizes wie Dow Jones um +13,8%, der technologielastigere S&P500 um +24,3%. Treiber dieser Entwicklungen waren allem voran die Wertschöpfungspotentiale durch Künstliche Intelligenz (KI), aber insbesondere auch das sich in den letzten Monaten festsetzende Szenario von mehreren Zinssenkungen der Zentralbanken, welche sowohl Anleihen als auch Aktien auf breiter Front Rückenwind gaben. Denn per Ende Oktober sah die Rendite-Welt noch anders aus: Der DAX stand gerade einmal bei +6,4%, der MDAX war mit -4,3% sogar negativ, der EUROSTOXX 50 bei +7,1%, der Dow Jones war mit -0,3% ebenfalls negativ und der S&P500 stand bei +9,2%.

Es gab aber auch Regionen auf dem Börsenparkett, die sich als Enttäuschung entpuppten. So mussten Anleger, die sich in China engagiert haben und auf breite Index-Investments setzten, erneut deutliche Verluste hinnehmen. So schnitt der Hang Seng Index (bildet die 50 größten Unternehmen der Hongkonger Aktienbörse ab) mit -14,1% ebenso negativ ab, wie der Shanghai CSI 300 Index (bildet die 300 größten Unternehmen China’s ab), der um -11,4% zurückging.

Aus den überwiegend positiven Entwicklungen lässt sich schließen, dass der Markt wohl auf ein „Soft Landing“ setzt und maximal von einer leichten Rezession ausgeht und es den Zentralbanken somit gelingt, die Inflation zu beherrschen, ohne die Wirtschaft deutlich zu belasten.  Dass dies jedoch ein eher optimistisches Szenario ist, zeigt nachfolgenden Grafik, die veranschaulicht, dass kein Zinserhöhungszyklus ohne eine Rezession einherging. Somit rücken für 2024 insbesondere die Konjunktur, aber unseres Erachtens auch die Schuldensituation sowie die Präsidentschaftswahl in den USA in den Fokus für Anleger.

Die nahezu rasend steigende Schulden-, und in Kombination mit den rasanten Zinssteigerungen, noch stärker steigende Zinslast kann die USA vor massive Probleme stellen, wenn die Wirtschaft erst einmal ins Stocken gerät und internationale Anleihekäufer eine deutliche Risikoprämie verlangen. Dabei wird entscheidend sein, was die amerikanische Zentralbank FED bevorzugt. Die Inflation gewähren zu lassen, oder die Zinsen weiter hochzuhalten und eine Haushalts- und Wirtschaftskrise zu riskieren?

Fazit: Wir werden im Jahr 2024 von der Zinsseite vermutlich Rückenwind bekommen, dennoch gilt es wachsam zu bleiben und nicht sorglos zu werden, sondern auf Segmente und Profile zu setzen, die ein gutes Chancen-Risiko-Verhältnis aufweisen, gerade wenn konjunkturelle Risiken eintreten sollten.